Georg Trebo

Georg Trebo ist der Kopf, die Hand und das Herz hinter den "Urt Da Ras" Berggemüse. Seine Ernte kommt von 1250 m ü. M. in St. Vigil in Enneberg am Fuß der Dolomiten. Seine Geschichte führt von zufälligen Begegnungen hin zu einer starken Überzeugung, die ihren Platz gefunden hat. Vielleicht.

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Von zufälligen Begegnungen, die das Leben um- und die Ärmel hochkrempeln

08. August 2023 – Text: Thomas Schäfer, Fotos: Thomas Schäfer

Wir kennen sie wohl alle. Diese Begegnungen, die uns zeigen, wohin wir gehen können, wenn wir uns nur trauen. Und so kam es vor 10 Jahren dazu, dass zwei junge Männer in einem Hostel in Marokko aufeinandertrafen. Georg, ein junger Mann aus St. Vigil, der inspiriert von einem Kurs über Permakultur Design Hand anlegen wollte. Und Jean-Martin, ein Kanadier, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, seine Erfahrung und Leidenschaft im Buch „The Market Gardener“ kurz und knackig in ein Buch zu verpacken. Ein Buch das zeigt, dass man vom Gemüseanbau auf kleinster Fläche und ohne große Maschinen leben kann. Mitunter Anstoß dafür, die Ärmel hochzukrämpeln und in die Landwirtschaft einzusteigen.

Georgs Weg als Landwirt hatte begonnen, ganz unter dem Motto: „fang einfach damit an!“. Über verschiedene Stationen in Südtirol und Deutschland wurde er schließlich zurück zu seinen Wurzeln geführt, ganz in der Nähe von dem Ort, an dem damals alles mit einem kleinen Stück Feld seinen Anfang genommen hatte.

Gesellschaft und Gemeinschaft

Nicht umsonst bezeichnet Georg sein unbehandeltes Gemüse, das er unter dem Namen „Urt Da Ras“ verkauft, als „mountain veggies“. Der Hof, auf dem Georg derzeit Bauer sein darf, befindet sich auf 1250 m ü. M. in St. Vigil in Enneberg am Fuß der Dolomiten. Die Zeit zwischen dem letzten und ersten Frost des Jahres ist kurz und noch im Frühsommer sorgen die niedrigen nächtlichen Temperaturen für ein vergleichsweise langsames Wachstum. Dennoch baut er mehr als 80 verschiedene Sorten an, welche er über einen lokalen Bioladen und Supermarkt sowie an einige Gastronomiebetriebe liefert. Und hierbei, der Vermarktung, liegt sicherlich einer der großen Knackpunkte. Denn als Landwirt:in muss man sich neben seinen Pflanzen auch darum kümmern.

Auch in Südtirol nehmen sich immer mehr Menschen einer der wohl größten Herausforderungen unserer Zeit an: dem Wiederfinden eines respektvollen Umgangs mit unseren Böden. Und der daraus resultierenden Fülle an Möglichkeiten, nährstoffreiche Nahrungsmittel aller Art lokal anzubauen. Genauestes Beobachten, Fokus auf Humusaufbau, geringe Bodenbearbeitung und der Verzicht auf chemisch-synthetische Pflanzenschutzmittel, Herbizide und Dünger.

Blick auf die Zukunft

So wie viele andere Quereinsteiger war Georg lange auf der Suche nach einem passenden Stück Land. Eine Herausforderung, die hierzulande mitunter aufgrund der steigenden Preise in den letzten Jahren stark zugenommen hat und viele enthusiastische Landwirt:innen der Gegenwart und Zukunft zum Abwandern bewegt.  Er schätzt sich glücklich, heute mit den Böden mit Blick auf die Dolomitengipfel von Fanes arbeiten zu dürfen. Trotz allem schwingt aber die Frage, „wie lange darf ich mich unter den gegebenen Umständen um dieses bestimmte Stück Land kümmern?“ im Hintergrund mit.

Aber mit dem Anbau allein ist es nicht getan. Schätzen wir es als Gesellschaft überhaupt, wenn wir erntefrisches Gemüse vom Hof nebenan bekommen und unterstützen wir diese Menschen dann auch mit unserem Kauf? Wählen wir für und demnach auch gegen einen anderen Umgang mit Erde? „Es ist eine Frage der Werte, auf die sich unsere täglichen Entscheidungen stützen. Da gehört auch unser Essen dazu.“, meint Georg.

Zusammenarbeit ist also angesagt, wollen wir wirklich etwas zum Positiven verändern. Georg sieht in der Landwirtschaft alles andere als eine Einmannshow, weder auf dem Feld noch grundsätzlich. Sie beginnt im Boden, wandert auf unsere Teller und von dort aus weiter. So wie alle natürlichen Systeme funktioniert sie als Kreislauf. Und darauf kommt es bei den Ansätzen der regenerativen Landwirtschaft also an, um Kooperation mit der Erde als lebendigem Organismus. Und dabei wird auch klar, das es mehr als zwei Hände dafür braucht, weshalb Georg neben seinen zwei Mitarbeiter:innen gerne auch Wwoofer willkommenheißt.

Gemüse ohne Höhenangst